Donnerstag, 7. April 2011

Deutsche Autobauer auf der Überholspur

Der Verband der Automobilindustrie VDA rechnet vor allem wegen der hohen Auslandsnachfrage in diesem Jahr mit Rekorden bei Ausfuhr und Produktion. "Ich sehe im Moment viele Anzeichen, dass auch das zweite Quartal positiv verlaufen wird", sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Die aktuellen Lieferprobleme japanischer Hersteller dürften sich nach Einschätzung Wissmanns nur vorübergehend auswirken. Zudem rechnet der VDA-Präsident damit, dass der chinesische Automarkt weiter das Zugpferd des weltweiten Wachstums bleibt.

Im ersten Quartal erzielten die deutschen Autobauer einen Produktionszuwachs von acht Prozent auf 1,5 Millionen Autos in den inländischen Werken. Für das Gesamtjahr erwartet Wissmann eine Inlandsproduktion von mehr als 5,8 Millionen Pkw - und damit einen neuen Höchststand. Der Export kletterte im ersten Quartal um elf Prozent auf 1,16 Millionen Wagen. Im Gesamtjahr 2011 rechnet der VDA-Präsident mit einem Ausfuhrvolumen von 4,45 Millionen Pkw - auch das wäre ein Rekordwert.

Auch die Inlandsnachfrage zeigt nach dem Übergangsjahr 2010, in dem die Nachwirkungen der Abwrackprämie im Vorjahr die Nachfrage dämpften, wieder nach oben. Die positiven Prognosen, die 2011 von einem Wachstum des weltweiten Automobilmarkts von sieben Prozent auf rund 66 Millionen Personenwagen ausgehen, hätten sich im ersten Quartal erhärtet, sagte Wissmann. Seiner Einschätzung nach dürften die deutschen Hersteller auf wichtigen Märkten überproportional wachsen. In der aktuellen Situation in Japan sieht der VDA-Präsident derzeit keinen Grund, den Ausblick nach unten zu korrigieren. Im Sommer will der VDA gegebenenfalls seine Prognosen anpassen.

Ob deutsche oder andere internationale Hersteller von der aktuellen Schwäche der japanischen Autobauer profitieren können, wollte Wissmann so kurz nach der Katastrophe in Japan nicht bewerten. "Unsere Solidarität gilt den Menschen in Japan und natürlich unseren dortigen Automobilkollegen", sagte der VDA-Präsident. "Wir sind sicher, dass die japanische Industrie nach einer Übergangszeit mit ihrer bewährten Stärke auf dem Weltmarkt unterwegs sein wird." Infolge der Naturkatastrophen und der Atomkrise sieht sich die japanische Industrie mit Stromrationierungen konfrontiert, die auch die Produktion beeinträchtigen.

Krise in Japan hat keine langfristige Auswirkungen

Wissmann will mögliche Lieferprobleme von japanischen Zulieferern nicht zu hoch hängen. "Wir gehen nicht davon aus, dass es tiefgreifende und langfristige Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft gibt, schließen aber vorübergehende Beeinträchtigungen nicht aus", sagte er. Die aktuellen Entwicklungen würden von den deutschen Herstellern und Zulieferern sowie dem Verband täglich genau beobachtet. Gerade deutsche Autobauer seien aber nicht überproportional auf Zulieferer aus Japan angewiesen. Aus dem ostasiatischen Inselstaat beziehen deutsche Hersteller insbesondere Elektronik-Bauteile, Kompressoren und Dichtungen. "Die Anspannung in der Lieferkette ist hoch", sagte Wissmann. Bislang seien die Hersteller aber in der Lage gewesen, die Situation zu kontrollieren.

In den Ereignissen in Japan sieht Wissmann keinen Grund, das Verhältnis von Zulieferern und Herstellern grundsätzlich zu überdenken. "Die Vorteile der globalen Zusammenarbeit von Herstellern und Zulieferern überwiegen bei Weitem." Nach Angaben des VDA-Präsidenten stammen im Durchschnitt Dreiviertel der Wertschöpfung eines Autos von Zulieferern. Als Wachstumsmotor behalte der chinesische Markt besonders für die deutschen Hersteller seine herausragende Bedeutung. "China macht fast ein Fünftel des weltweiten Automarktes aus und davon entfallen 18 Prozent Marktanteil auf deutsche Hersteller", sagte Wissmann. Es sei zwar zu erwarten, dass sich die Wachstumsdynamik - wie von der chinesischen Regierung gewünscht - etwas verlangsame, trotzdem habe China weiter enormes Potenzial. In China entfielen auf 1.000 Einwohner bislang 23 Autos, in Deutschland habe dagegen jeder zweite Einwohner ein Auto. "Das Land hat einen riesigen Nachholbedarf." (dpa)

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