Montag, 7. September 2009

Umweltprämie macht ihrem Namen Ehre

Die Abwrackprämie bringt einer Studie zufolge mehr für die Umwelt als von Kritikern vermutet. Nach einer Erhebung des Instituts für Energie- und Umweltforschung (IFEU) im Auftrag des Bundesumweltministeriums liegen der Spritverbrauch und der CO2-Ausstoß der knapp zwei Millionen geförderten Autos um rund 20 Prozent niedriger als bei den abgewrackten Autos. Bei den klassischen Luftschadstoffen seien es sogar teils bis zu 99 Prozent weniger, teilte das Ministerium am Samstag in Berlin mit. Eine Fortsetzung der Prämie schloss Kanzlerin Angela Merkel (CDU) erneut aus: "Die Umweltprämie wird nicht verlängert", sagte sie dem "Münchner Merkur".

Die Prämie sei richtig gewesen, "um die Nachfrage in Deutschland zu stärken, als der Export total zusammenbrach", sagte Merkel der Zeitung. Die Lage habe sich aber gebessert. Im August gab die Prämie dem deutschen Automarkt laut Kraftfahrt-Bundesamt noch einmal einen kräftigen Schub. Der Bund hatte einen Fördertopf von fünf Milliarden Euro bereitgestellt. Autokäufer, die einen mindestens neun Jahre alten Wagen verschrottet und einen neuen gekauft hatten, erhielten eine Summe von 2.500 Euro. Experten warnten, nach dem Auslaufen der Prämie drohten der deutschen Autoindustrie ein Absatzeinbruch und Jobverluste.

Im Durchschnitt lag das Alter der verschrotteten Autos der Studie zufolge bei mehr als 14 Jahren. Der Ersatz durch neue Autos führe zu deutlich geringerem Schadstoffausstoß: Die Neufahrzeuge stoßen demnach im Schnitt 99 Prozent weniger Rußpartikel, 87 Prozent weniger Stickoxide und 74 Prozent weniger Kohlenmonoxid aus. Damit komme die gesamte deutsche Autoflotte auf einen Schlag auf fast ein Zehntel weniger Benzol, fünf Prozent weniger Stickoxide und vier Prozent weniger Partikel, sagte Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD). "Die Behauptung, die Prämie habe der Umwelt nichts gebracht oder ihre Umweltbilanz sei sogar negativ, ist sachlich falsch und durch unsere Studie glatt widerlegt."

Laut Studie gilt dies auch, wenn man den Energieaufwand und den CO2-Ausstoß bei der Herstellung und Entsorgung eines Autos mit berücksichtigt. Alte Autos würden zerlegt und die Einzelteile weitestgehend wiederverwertet. "Die Verwertungsquote liegt heute bei über 90 Prozent", heißt es in der Studie. Nur noch zehn bis 20 Prozent des Energieaufwandes und damit in etwa auch der CO2-Emission des gesamten Lebensweges eines Autos lägen in der Produktions- und Verwertungsphase. "Den Hauptteil verursacht die Nutzung des Fahrzeugs, vor allem der damit verbundene Verbrauch an Kraftstoffen", hieß es.

Die Neuwagenkäufer sind nach der Studie vielfach auf kleinere Wagen umgestiegen. Rund 85 Prozent der mit der Prämie gekauften Autos gehörten den kleineren Klassen an. "Diejenigen, die befürchtet haben, dass die Prämie zum Kauf von teuren Straßenkreuzern anreizt, haben das Portemonnaie der Menschen über- und ihr Umweltbewusstsein unterschätzt", sagte Gabriel.

Dagegen erneuerte der Verkehrsclub Deutschland (VCD) seine Kritik: "Die fünf Milliarden Euro hätte man deutlich sinnvoller anlegen können", sagte der verkehrspolitische VCD-Sprecher Gerd Lottsiepen. "Es hätte eine Auto-Umweltprämie gezahlt werden müssen, die den Namen auch verdient – also an die Einhaltung von CO2-Grenzwerten gebunden ist." Auch eine Umweltprämie für Fahrräder wäre sinnvoll gewesen, außerdem hätten Gelder in den öffentlichen Nahverkehr fließen müssen. Laut VCD hätte mit der Prämie viel mehr für Umwelt und Konjunktur erreicht werden müssen. Vor allem ausländische Hersteller hätten profitiert.

"Dass im letzten Halbjahr Neuwagen sparsamer geworden sind, heißt leider nicht, dass die Autohersteller auf einmal auf umweltverträgliche Autos setzen", sagte der VCD-Bundesvorsitzende Michael Gehrmann. "Die Auto-Zeitschriften werben vor der IAA schon wieder für deutsche Spritsaurier. Da ist vom Umdenken noch wenig zu sehen." Laut VCD ist es auch zu früh, den CO2-Rückgang zu bejubeln – die Nachfrage nach kleinen Autos sei nun erschöpft. (dpa)

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