Donnerstag, 31. März 2011

Fahrbericht: Ford Focus - Maß gehalten

(Foto: Ford)

Äußerlich ist der neue Ford Focus kaum gewachsen. Dafür glänzt er mit inneren Werten und ist sehr hilfsbereit.
Es ist wieder soweit: Das Ringen um die Krone in der Mittelklasse geht in eine neue Runde. Mit der Neuauflage des Focus will Ford den Konkurrenten aus den Häusern VW und Opel das Fürchten lehren. Den Anfang in der neuen Modellpalette macht ab dem 9. April die fünftürige Limousine. Sie kostet mindestens 17.850 Euro. Eine Klimaanlage gehört allerdings nicht zum Serienumfang. Ende Mai folgen dann die viertürige Stufenheck-Limousine und der Kombi, welcher bei Ford wie gewohnt auf den Namen Turnier hört.

Ford bricht mit dem Trend, dass Nachfolgermodelle den Vorgänger in den Ausmaßen übertrumpfen müssen, denn mit einer Höhe von 1,48 Meter ist er 1,6 Zentimeter flacher als die Vorgänger-Baureihe. Auch in der Breite schrumpft er – ebenfalls um 1,6 Zentimeter. Lediglich Länge und Radstand wachsen um 2,1 und 0,8 Zentimeter. Im Innenraum machen sich die neuen Ausmaße aber so gut wie gar nicht bemerkbar. Sowohl in der vorderen Reihe als auch im Fond sitzt man im Focus jederzeit bequem und fühlt sich gut aufgehoben. Der Fahrer darf sich nun über eine Sitzkonsole freuen, die nicht ganz so hoch baut wie zuvor: Dadurch fühlt er sich besser ins Fahrzeug integriert.

Optisch macht der Neue, besonders in der fünftürigen Variante, eine extrem sportliche Figur. Die Karosserie wirkt aus jedem Blickwinkel überaus gefällig und die Front hinterlässt mit den großen Lufteinlässen einen bulligen und selbstbewussten Eindruck. Die in die Scheinwerfer integrierten optionalen LED-Tagfahrleuchten bestätigen das. Wenn so sportlich schon das Basismodell aussieht, wie mag dann erst die starke RS-Variante daher rollen?

Das Focus-Heck erinnert entfernt an den kleineren Bruder Fiesta und die senkrecht stehenden Leuchteneinheiten, wie sie bisher beim Focus zu finden waren, gehören ab sofort der Vergangenheit an.

Wohlfühlen ist im Innenraum angesagt. Haptik und Verarbeitung liegen auf hohem Niveau und wer es futuristisch mag, der kommt im Focus voll auf seine Kosten. Um die mit vielen Knöpfen überfrachtete Mittelkonsole allerdings vollkommen fehlerfrei bedienen zu können, ist ein gründliches Studium des Bordhandbuchs hingegen Pflicht.

Fünf Benziner zwischen 77 kW/105 PS und 134 kW/182 PS sowie fünf Diesel in Leistungsstufen von 70 kW/95 PS bis 120kW/163 PS stehen zur Wahl. Unser Erlebnis mit dem 1,6-Liter-Basisselbstzünder hinterlässt einen etwas zwiespältigen Eindruck. Den dieseltypischen kräftigen Antritt aus niedrigen Drehzahlen vermisst man bei ihm ein wenig. Am wohlsten fühlt sich der kleine, 70 kW/95 PS starke Selbstzünder im mittleren Drehzahlbereich unter reichlich Einsatz des serienmäßigen manuellen Sechsganggetriebes. Unter optimalen Bedingungen sprintet man so in 12,6 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Bei 182 km/h hat der Vortrieb dann ein Ende und der Focus kapituliert vor Wind- und Rollwiderstand.

Eine Klasse für sich ist das Fahrwerk des neuen Focus, denn das konventionell, ohne adaptive Regelung arbeitende Feder-Dämpfer-System sucht in der Kompaktklasse seinesgleichen. Zwar ist die Abstimmung ab Werk schon recht straff ausgelegt, dennoch bleibt der Komfort nicht auf der Strecke. Lediglich kurze Stöße dringen deutlich spürbar ins Fahrzeuginnere vor. Ein kleines Manko zwar, das man dem Focus angesichts des Fahrspaßes, den er auf kurvigen Landstraßen bietet, jedoch gerne verzeiht.

Großen Wert hat man darüber hinaus auf die passive und aktive Sicherheit gelegt: Im neuen Focus kommen bis zu vier verschiedene Sensortypen zum Einsatz. Ein optischer Sensor in der Frontscheibe ist verantwortlich für den Fahrspur- und Spurhalte-Assistent, das Verkehrsschilderkennungssystem, den Fernlicht-Assistent und den Müdigkeitswarner. Dazu gibt es Radarsensoren im Frontgrill für den adaptiven Tempomaten und Sensoren im hinteren Stoßfänger für den Toten-Winkel-Assistenten. Um Auffahrunfälle im langsamen Stadtverkehr zu mindern oder sogar vollkommen zu vermeiden gibt es das Laser-basierte „Active City Stop System“. Die Technik arbeitet wie beim Volvo S60/V60 nur unter der 30 km/h-Marke und berechnet 100 Mal pro Sekunde die benötigte Verzögerung, mit der im Notfall eingegriffen werden muss. Bei einer drohenden Kollision bremst es das Fahrzeug dann automatisch, gegebenenfalls bis zum Stillstand ab.

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