Samstag, 18. Juli 2009

Neue Gerüchte um Wiedeking-Demission

Porsche-Chef Wendelin Wiedeking steht im Machtkampf mit VW-Patriarch Ferdinand Piëch vor dem Aus. Nach einem Beschluss der Eigentümerfamilien müsse der Manager seinen Posten bei dem Sportwagenbauer räumen, berichteten das Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" und die "Wirtschaftswoche" übereinstimmend am Freitag. Die Familien Porsche und Piëch haben sich danach auf den bisherigen Produktionsvorstand Michael Macht als Nachfolger geeinigt. Über die Modalitäten des Ausscheidens von Wiedeking werde bereits verhandelt.

Der Sportwagenbauer widersprach den Meldungen umgehend. "Davon ist uns nichts bekannt", sagte ein Porsche-Sprecher in Stuttgart. "Dazu wäre ein Präsidialbeschluss des Porsche-Aufsichtsrates notwendig. Den gibt es nicht." Wiedeking sei damit weiter im Amt. Am nächsten Donnerstag kommen VW und Porsche zu getrennten Aufsichtsratssitzungen in Stuttgart und Weissach bei Stuttgart zusammen. Ursprünglich sollte erst bei den Treffen die abschließende Entscheidung über die Zukunft des mit zehn Milliarden Euro verschuldeten Sportwagenbauers sowie die Zusammenarbeit mit VW fallen.

Auch Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück, der auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender ist, wies Berichte über eine Ablösung von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking zurück. "Dr. Wiedeking ist Vorstandsvorsitzender und er wird es auch bleiben", sagte Hück laut einer Unternehmensmitteilung vom Freitag. Hück äußerte zudem seinen Unmut, dass seit Wochen versucht werde, "einen Menschen zu zerstören". Einen neuen Vorstandsvorsitzenden werde es gegen die Stimmen der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat nicht geben.

Die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch haben sich nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur dpa aber grundsätzlich bereits geeinigt. Demnach stimmten sie dem VW-Plan zu, dass Volkswagen knapp die Hälfte an der Porsche AG übernimmt und der Sportwagenbauer als zehnte Marke in den Konzern integriert wird. Einigkeit soll auch darüber bestehen, dass das Emirat Katar die VW-Optionen von Porsche übernehmen und dritter Großaktionär bei VW werden soll.

Macht soll den Angaben zufolge Chef der Porsche AG werden, in der das Autogeschäft des Sportwagenbaues gebündelt ist. Ob Wiedeking damit Vorsitzender der Porsche Holding bleibt, ist fraglich. In der Porsche Holding haben die Stuttgarter neben ihrem Autogeschäft auch ihre VW-Anteile gebündelt. Bislang hat Wiedeking (56) beide Vorstandsposten inne. Seine Amtszeit geht bis 2012. Der 48 Jahre alte Macht gilt laut "Spiegel" in der Branche als hochqualifizierter Fertigungsexperte, der in der Porsche-Produktion jährlich große Effizienzsteigerungen erreichte. Außer ihm sei im Porsche-Vorstand niemand für die Wiedeking-Nachfolge in Betracht gekommen. Der Manager gehört seit 1998 dem Vorstand der Porsche AG an.

Wiedeking soll bereits einen renommierten Stuttgarter Arbeitsrechtler für seine Abfindungsverhandlungen bei den Sportwagenbauer engagiert haben. Wie die Deutsche Presse-Agentur dpa am Freitag erfuhr, soll es sich bei dem Experten um Jobst-Hubertus Bauer handeln. Wiedeking soll bereits seit längerer Zeit sein Klient sein. Der Arbeitsrechtler hatte bereits für mehrere Spitzenmanager millionenschwere Abfindungen herausgeholt. Wie die "Süddeutsche Zeitung" am Freitag berichtete, könnte Wiedeking eine Abfindung von mehr als 100 Millionen Euro erhalten, falls er das Unternehmen verlässt. Dies wäre die höchste Abschiedszahlung, die es in Deutschland jemals gegeben hat. Der 56-Jährige selbst hatte am Donnerstagabend gesagt, er wolle im Amt bleiben und seinen Vertrag erfüllen, der bis 2012 läuft. (dpa)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen