Der Preis des Dieselkraftstoffs könnte drastisch steigen. Die EU-Kommission will am Mittwoch eine neue Energiesteuer-Richtlinie vorstellen. In der Folge könnte der Liter um 28 Cent teurer werden.
Diesel-Kraftstoff könnte im Vergleich zu Benzin künftig deutlich teurer werden. Die EU-Kommission will am Mittwoch eine neue Energiesteuer-Richtlinie vorstellen, nach der Kraft- und Heizstoffe in einigen Jahren gemäß ihrem Energiegehalt besteuert werden sollen. Der Energiegehalt von Diesel ist höher als der von Benzin. Die führende deutsche Tankstellenkette Aral wird künftig an ihren 2500 Stationen wieder das gewohnte Superbenzin mit fünf Prozent Ethanol (E5) und 95 Oktan anbieten.
Den Vorstoß aus Brüssel kritisierte der ADAC als "willkürliche Festlegung". Der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer sagte dagegen, die künstliche Subventionierung von Diesel in Deutschland habe Schaden angerichtet und wichtige technische Entwicklungen blockiert.
Diesel würde teurer werden als Benzin
Mit der überarbeiteten Richtlinie wolle die EU-Kommission Energiepreise "zeitgemäßer" machen, sagte ein Sprecher des zuständigen EU-Kommissars Algirdas Semeta. Künftig sollen auch Emissionen des klimaschädlichen Kohlendioxids in die Verbraucherpreise an den Tankstellen einfließen. Unter Berufung auf die EU-Kommission berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Freitag, der Mindeststeuersatz für Diesel müsse deshalb um 17 Prozent über dem von Benzin liegen.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) kritisiert den Plan scharf: "Die Pläne der EU-Kommission würden dazu führen, dass Dieselkraftstoff gegenüber Benzin deutlich teurer würde", warnte der Verbandsvorsitzende Matthias Wissmann. "Bei einem unveränderten Steuersatz für Benzin bedeutet das eine Erhöhung der Energiesteuer auf Diesel um 60 Prozent oder 28 Cent pro Liter. An der Zapfsäule wäre der Liter Diesel damit stets um mindestens 10 Cent teurer als der Liter Benzin". Brüssel plane "eine willkürliche Festlegung", kritisierte auch ADAC-Sprecher Maximilian Maurer.
Der Sprecher von EU-Kommissar Algirdas Semeta schob die Verantwortung für künftige Dieselpreise den deutschen Politikern zu. Teurer als heute werde Diesel nur dann, wenn Deutschland Steuern verlange, die deutlich über den von der EU vorgeschlagenen Mindeststeuersatz hinausgingen, sagte er. An den Tankstellen würden die neuen EU-Reglungen für Benzin und Diesel ohnehin erst 2020 zu spüren sein.
Wieder E5 bei Aral
Zur Wiedereinführung von Superbenzin mit fünf Prozent Ethanol (E5) und 95 Oktan sagte Aral-Tankstellenchef Stefan Brok, damit komme man dem Wunsch der Kunden nach. Gleichzeitig werde die vorübergehend ausgesetzte Umrüstung auf Super E10 mit zehn Prozent Bio-Ethanol in Nord- und Westdeutschland wieder aufgenommen. Künftig gibt es an den Aral-Tankstellen damit drei Benzinsorten: Superbenzin E5 und E10 mit 95 Oktan sowie eine Premium-Sorte mit 98 Oktan oder mehr.
Damit kommen auf Aral und vermutlich auf die gesamte Branche nochmals hohe Umrüstungskosten zu. Die Produktion in den Raffinerien, die gesamte Logistik aus Fahrzeugen und Tanklagern und die Tankstellen müssen künftig drei Benzinsorten handhaben. An den Tankstellen werden die Veränderungen vermutlich erst im Sommer sichtbar werden. Bis Jahresende will Aral sein Tankstellennetz umgestellt haben. "Wir können nicht am Markt vorbeiproduzieren", sagte Aral-Sprecher Detlef Brandenburg. Der Produktmix werde an den Absatz angepasst. Der ADAC begrüßte die Ankündigung von Aral.
Unbeantwortet bleibt zunächst die Frage, wie groß der Preisabstand zwischen E5 und E10 künftig sein wird. Aral kann als Marktführer schon aus kartellrechtlichen Gründen dazu nichts sagen; letztlich entscheidet auch darüber der Markt. Der ADAC forderte Aral auf, Super E5 zu fairen Preisen anzubieten.
Beim Diesel und Benzin müssen die Verbraucher ohnehin immer tiefer in die Tasche greifen. Benzin kostet inzwischen an Tankstellen hierzulande im Schnitt 1,57 Euro je Liter, Diesel 1,47 Euro. Das ist noch knapp unter den Höchstständen vom Sommer 2008. Der Ölpreis erreichte am Freitag seinen höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete mehr als 124 Dollar je Barrel (159 Liter). Innerhalb eines Jahres ist der Preis für Brent um mehr als 40 Prozent gestiegen. (dpa)
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