Über die Osterfeiertage geht an manchen Tankstellen das Super aus. Ein betroffener Tankwart in Filderstadt erhöhte deswegen den Literpreis auf rekordverdächtige 9,99 Euro – wie zwei Autofahrer erfahren mussten, die Warnschilder ignorierten.
Der Tankwart setzte den Preis für Super in der Nacht zum Montag mit 9,99 Euro an, um Kunden vom Tanken abzuhalten, wie die Polizei am Montag mitteilte. An den Zapfsäulen waren außerdem Hinweise angebracht, kein Superbenzin zu tanken. Dennoch tankten zwei Kunden 10 und 20 Liter Super und waren verblüfft, als sie die Rechnung sahen. Trotz aller Empörung mussten sie zunächst die komplette Summe bezahlen. Nun hoffen sie auf eine gütliche Einigung mit der Geschäftsleitung der Tankstelle.
Die Tankstelle im baden-württembergischen Filderstadt dürfte nicht die einzige sein, in der das Super ausgeht. Die „Welt am Sonntag“ (Wams) hatte bereits von Versorgungsengpässen bei Super, Superplus und E10 mitten im Osterreiseverkehr berichtet. Ein Aral-Sprecher bestätigte am Sonntag: „Aufgrund der verstärkten Nachfrage nach Kraftstoffen über die Feiertage kann es zu vorübergehenden Leerständen kommen.“ Die Spediteure bemühten sich aber nach Kräften, Leerstände zu vermeiden und betroffene Tankstellen schnellstmöglich wieder zu beliefern.
E10 hat Winter- und Sommerware
Mehrere Vertreter von Mineralkonzernen hatten der „WamS“ von drohenden Engpässen berichtet, weil Vertrieb und Produktion an die veränderte Nachfrage angepasst würden. Die Mineralölbranche kämpfe mit logistischen Problemen, weil viele Autofahrer weiterhin kein E10 tanken.
Hinzu kommt den Angaben zufolge aktuell die Umstellung der Tankstellen „von Winterware auf Sommerware“. Was klingt wie der Saisonwechsel im Mode-Einzelhandel, hat folgenden Hintergrund: E10-„Winterware“ darf regulär zwischen dem 16. November und dem 15. März verkauft werden. Daran schließt sich eine Übergangsfrist bis zum 30. April an. Vom 1. Mai an darf die Branche nur noch die E10-„Sommerware“ an den Autofahrer bringen – bis zum Herbst, wenn wieder auf Winterware umgestellt wird.
Der wichtigste Unterschied zwischen Winter- und Sommerware ist der Dampfdruck: Dieser beträgt im Winter bis zu 90 Kilopascal, im Sommer maximal 60 Kilopascal. Damit auch bei eisigen Winter-Temperaturen optimale Kaltstarts möglich sind, werden Winterbenzin zusätzliche flüchtige Substanzen zugegeben – sie sorgen für höheren Dampfdruck im Motor.
ADAC: Nur vereinzelt Engpässe
Die Mineralkonzerne führen für die befürchteten Engpässe außerdem das Fahrverbot für Tank-Lastwagen während des Osterfestes als Grund an. Dass Ostern zudem eine Woche vor dem Stichtag für den Wechsel von Winter- auf Sommerware liege, mache die Situation für die Mineralölkonzerne noch komplizierter.
Ein ADAC-Sprecher sagte am Sonntagmittag, er habe „nur vereinzelt von Knappheit“ gehört. Er kritisierte: „Das ist das Ergebnis des ganzen Tohuwabohus der Umstellungsphase auf E10. Hinzu kommt, dass die Mineralölkonzerne keine echte Alternative zu E10 angeboten haben.“
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