Mittwoch, 8. Juni 2011
Kurztest Opel Corsa 1.7 CDTi: Power-Diesel mit Zicken
Foto: Opel
Bei Kleinwagen lohnt der Diesel kaum, Benziner kommen billiger. Opel lockt im Corsa mit einem richtig kräftigen Selbstzünder – Fahrspaß statt nur Sparen. Wie sich das Kraftpaket im Alltag schlägt.
Kleinwagen und leistungsstarke Dieselmotoren sind eine eher seltene Kombination. Für gewöhnlich gibt es die Stadtautos entweder mit einem supersparsamen und dementsprechend schwächlichen Selbstzünder oder – am anderen Ende des Leistungsbandes – mit einem kräftig-sportlichen Benziner.
So gesehen ist der 130 PS starke Opel Corsa 1.7 CDTi ein Exot in der Vier-Meter-Klasse. Beim Konkurrenten Ford Fiesta endet die Diesel-Leistungsspirale bereits bei 70 kW/95 PS, Audis A1 und der Klassenprimus VW Polo bringen es aktuell auf höchstens 77 kW/105 PS und selbst Dieselspezialist Peugeot gesteht seinem 207 maximal 82 kW/112 PS zu. Hätte nicht Mini kürzlich den Cooper SD mit 105 kW/143 PS ins Programm genommen, wäre der Corsa sogar der stärkste Selbstzünder-Kleinwagen auf dem deutschen Markt.
Motor aus der nächsthöheren Klasse
Der Motor des kleinen Opel verrichtet seit 2007 auch schon im Kompaktmodell Astra Dienst, wo er den 1,9-Liter-Diesel ersetzte. Entwickelt wurde das 1,7-Liter-Triebwerk aber ursprünglich von der ehemaligen Konzerntochter Isuzu, die es auch in unterschiedlichen Versionen an andere Hersteller verkaufte. Mit dem Corsa hat der Vierzylinder-Diesel leichtes Spiel. Seine 300 Nm Drehmoment wuchten den vergleichsweise leichtgewichtigen Fünftürer druckvoll nach vorne.
Allerdings steht die volle Kraft für einen modernen Diesel erst bei der relativ hohen Drehzahl von 2000 Touren zur Verfügung. So braucht der Opel immer etwas Anlauf, bevor es richtig losgehen kann. Der Sprint auf Tempo 100 benötigt 9,5 Sekunden – ein ordentlicher Wert, aber wirklich abhängen kann der Corsa die deutlich schwächere Konkurrenz so nicht. Auch die Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h markiert da keinen Klassenunterschied.
Nur durchschnittlich sparsam
Beim Verbrauch schlägt sich der Corsa ebenfalls nur durchschnittlich. Im Test genehmigte er sich eher 6,5 Liter, als die vom Hersteller vorgesehen 4,5 Liter. Hinzu kommt die etwas unkultivierte Arbeitsauffassung des Triebwerks, die sich in vergleichsweise hoher Geräusch- und Vibrationsbereitschaft äußert. Als problematischer im Alltag erweist sich allerdings die wenig feinfühlige Abstimmung des Kupplungspedals. Der Schleifpunkt ist nur schwer zu finden, so dass auch nach der Eingewöhnungsphase ständig das Abwürgen des in dieser Hinsicht zudem empfindlichen Motors droht. Andere Opel-Diesel sind da deutlich pflegeleichter.
Dafür zeigt der Corsa mit dem Power-Diesel durchaus ordentliche Langstreckenqualitäten. Vorne sitzt es sich sehr kommod auf gutem Gestühl und mit viel Freiraum um den Oberkörper. Die Federung bügelt vor allem die typischen Autobahn-Oberflächenfehler sauber weg. Und auch auf kurvigen Landstraßen schlägt sich das gut abgestimmte Fahrwerk agil, die Lenkung gibt ausreichend Rückmeldung. Positiv fallen auch die fest zupackenden Bremsen auf. Äußerlich hat der Corsa kürzlich eine sanfte Überarbeitung erhalten. Das Frontdesign orientiert sich nun stärker am Astra, im Innenraum wurden einige Details neu gestaltet.
Teurer Spaß
Allerdings haben sich auch die Preise leicht erhöht. Die getestete Power-Dieselversion kostet mindestens 19 465 Euro, hat dafür aber schon die wichtigsten Ausstattungsmerkmale an Bord. Unter anderem gibt es Klimaanlage, CD-Radio, 15 Zoll-Felgen und eine Zentralverriegelung mit Fernbedienung.
Unterm Strich bleibt der starke Diesel-Corsa ein Nischenmodell für Drehmoment-Freaks. Wer vor allem sparsam unterwegs sein will, kommt auch mit den deutlich preiswerteren kleinen Dieseln zurecht (55 kW/75 PS bis 70 kW/90 PS, Preise ab 14 450 Euro), wer vor allem Leistung braucht, findet diese bei den 1,6-Liter-Turbobenzinern in etwas harmonischerer Form (110 kW/150 PS und 141 kW/192 PS, Preise ab 19 770 Euro).
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